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Stethoskop
Behandlung von Prostatakrebs
Welche Behandlung bei Prostatakrebs eingesetzt wird, hängt von verschiedenen Kriterien wie z. B. dem Erkrankungsstadium oder dem Alter des Patienten ab.
Prostatakrebs

Behandlung von Prostatakrebs

Zur Behandlung von Prostatakrebs kommen laut der Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms verschiedene Therapieverfahren zum Einsatz, abhängig von…

  • dem Stadium des Tumor
  • der Aggressivität des Karzinoms
  • dem Alter des Betroffenen
  • der Krankengeschichte
  • möglichen Begleiterkrankungen
  • den individuellen Vorstellungen von Lebensqualität

Operation

Die Operation hat meist nur im Frühstadium Aussicht auf Heilung, d. h., wenn der Krebs auf die Prostata beschränkt ist und noch keine Metastasen verursacht hat. Bei diesem Eingriff werden die Prostata und die Samenblasen entfernt. Man spricht auch von radikaler Prostatektomie. Es gibt hierfür drei Operationsverfahren:

  • perineal: Der Arzt operiert mit einem Schnitt durch den Damm, dieser wird auch Perineum genannt und liegt zwischen Anus und Peniswurzel
  • retropubisch: Der Schnitt erfolgt am Unterbauch
  • laparoskopisch: Dies ist eine endoskopische Operation durch mehrere Zugänge am Unterbauch, dieser Eingriff ist oft roboterassistiert

Diese drei Operationsweisen gelten als etwa gleichwertig in Bezug auf den Operationserfolg sowie die möglichen Komplikationen und Folgen. Zu den häufigsten Folgen der Operation gehören Inkontinenz und Impotenz. In manchen Fällen entfernen die Ärzte auch die Lymphknoten im Beckenbereich (Lymphadenektomie), dies kann unter Umständen zu einem Lymphödem führen. Dann kann man mikroskopisch untersuchen, wie weit die Ausbreitung der Erkrankung fortgeschritten ist und welche Therapie noch notwendig ist.

Die Strahlentherapie zur Behandlung von Prostatakrebs

Die Strahlentherapie ist eine wesentliche Behandlungsmöglichkeit bei Prostatakrebs. Radioaktive Strahlung mit hoher Energie wird auf das Karzinom gestrahlt. Auf diese Weise werden die Zellkerne beschädigt und die bösartigen Zellen können keine Zellteilung mehr vollziehen und sterben ab. Einschränkend muss man sagen, dass diese Behandlung auf gesunde Zellen genauso wirkt. Inzwischen gibt es aber Bestrahlungsverfahren, die vorwiegend Krebszellen zerstören. Während der Strahlentherapie kann es zu Schleimhautentzündungen oder einer Entzündung im Enddarm kommen der Es gibt zwei wesentliche Methoden der Strahlentherapie: die perkutane Strahlentherapie und die Brachytherapie. Die perkutane Bestrahlung geschieht von außen durch die Haut, die Brachytherapie von innen.

Die perkutane Strahlentherapie

Mithilfe eines Linearbeschleunigers wird die Strahlendosis erzeugt und von außen auf die Prostata gerichtet. Dabei wird genau gezielt. Zunächst wird mittels Computertomografie die Prostata abgebildet. So wird der Bereich, den die Strahlung treffen soll, genau lokalisiert. Dies wird so berechnet, dass das benachbarte, gesunde Gewebe möglichst nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Strahlung wird von mehreren Seiten auf das Karzinom gerichtet. Die anvisierte Gesamtdosis wird innerhalb von sieben bis neun Wochen in einzelnen Dosen gegeben. Die Strahlendosis wird in Gray gemessen (Gy). Nach der perkutanen Strahlentherapie kann es zu Problemen wie Inkontinenz oder dauerhaften Darmveränderungen kommen.

Die LDR-Brachytherapie

Bei der LDR-Brachytherapie (Low-Dose-Rate, auch Prostata-Spickung oder engl. Seed-Implantation) werden unter Narkose oder örtlicher Betäubung kleine radioaktive Metallstäbchen in die Prostata eingestochen. Diese bestrahlen dann für bis zu drei Monate das Karzinom von innen. Es kann also über einen längeren Zeitraum eine niedrigere Dosis eingesetzt werden. Die LDR-Brachytherapie wird vor allem bei Patienten mit niedrigem Risikoprofil empfohlen.

Die HDR-Brachytherapie

Bei der Bestrahlung von innen kann auch eine hohe Dosisrate verabreicht werden, also eine hohe Dosis pro Zeit. Daher spricht man auch von HDR-Brachytherapie (High-Dose-Rate) oder Nachladeverfahren/Afterloading. In diesem Fall ergänzen sich die perkutane Strahlentherapie und die Bestrahlung von innen. Dies wird vor allem bei Karzinomen angewandt, die weit fortgeschritten sind und sich nicht operieren lassen, aber noch keine Metastasen gebildet haben. Die Nebenwirkungen der Brachytherapie sind ähnlich wie bei der perkutanen Strahlentherapie, das Risiko für eine Impotenz ist laut Deutschem Krebsforschungszentrum etwas höher.

Aktive Überwachung bei Prostatakrebs

Liegt ein Prostatakrebs mit guter Prognose vor, sodass der Tumor voraussichtlich langsam oder überhaupt nicht wachsen und keine Beschwerden verursachen wird, kommt als Therapie auch die aktive Überwachung infrage. In solchen Fällen braucht man keine Behandlungen. Das Karzinom sollte regelmäßig überwacht werden, um bei Veränderungen schnell reagieren zu können. In den ersten beiden Jahren alle drei Monate, danach meist alle sechs Monate. Diese Vorgehensweise ist bei folgenden Formen von Prostatakrebs zu empfehlen:

  • Es handelt sich um ein lokal begrenztes Karzinom
  • PSA-Wert bis zu 10 ng/ml
  • Gleason-Score bis 6
  • Höchstens zwei befallene Gewebeproben bei 10–12 Proben
  • Der Anteil des Tumorgewebes beträgt je Probe höchstens 50 %

Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, ist die Wahrscheinlichkeit, das der Krebs langsam oder gar nicht wächst und nicht streuen wird, groß. Solange dies so bleibt, ist die aktive Überwachung in der Regel ausreichend. Die aktive Überwachung sollte unter intensiver ärztlicher Beobachtung erfolgen.

Hormontherapie zur Behandlung

Das männliche Geschlechtshormon Testosteron unterstützt das Wachstum des Prostatakrebses. Man kann die Wirkung dieses Hormons unterdrücken durch eine Antihormontherapie. So kann der Prostatakrebs in der Regel eingedämmt und kontrolliert werden. Auf diesem Wege wird aber keine Heilung erzielt. Der Patient erhält meist eine Depot-Spritze (unter die Haut). Dies kann in Monatsabständen oder alle drei Monate erfolgen. Die Hormonblockade hat Auswirkungen auf den gesamten Körper und kann zu Nebenwirkungen wie Hitzewallungen und Potenzstörungen bzw. Impotenz führen. Diese Therapie wird auch bei Symptomen eingesetzt, die durch die Streuung eines Prostatakarzinoms hervorgerufen werden, wenn also bereits andere Organe vom Krebs betroffen sind.

Behandlung mittels Chemotherapie

Im Rahmen einer Chemotherapie werden sogenannte Zytostatika verabreicht. Diese bremsen das Wachstum der Krebszellen und zerstören sie auf diese Weise. Meist gibt es die Zytostatika in Form von Infusionen. Dadurch gelangen sie in den ganzen Körper. Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn sich durch den Krebs schon Metastasen in anderen Bereichen des Körpers gebildet haben. Chemotherapien sind oftmals mit Nebenwirkungen wie z. B. Haarausfall, Nagelveränderungen sowie Übelkeit und Erbrechen verbunden. Aufgrunddessen werden sie meist erst dann angewandt, wenn eine Hormontherapie nicht mehr den gewünschten Effekt bringt oder durch den Krebs erhebliche Einschränkungen der Gesundheit zu befürchten sind. Beispiele sind eine drohende Querschnittslähmung durch Metastasen in der Wirbelsäule, Lebensgefahr durch Lebermetastasen oder Lungenmetastasen, starke Schmerzen in den Knochen.

Fedor Singer

 

Hier können Sie die Leitlinie Prostatakarzinom; Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien einsehen.